Nichts ist selbstverständlich!
von Martin Göhler

Menschen, die in einer Partnerschaft leben, gehen davon aus, dass der Partner morgen genauso sicher da ist, wie die Tatsache, dass die Sonne morgens wieder aufgeht. Der Arbeitsplatz ist so sicher, wie eine Bank und bleibt ohne Änderungen erhalten. Es wird geliebt und gestritten, miteinander und nebeneinander gelebt, als würde es kein Ende geben. Mit großer Selbstverständlichkeit gehen wir davon aus, dass alles so weitergeht, wie wir es gewohnt sind, dass morgen alles noch genauso ist, wie heute. Dabei sind noch nicht einmal plötzliche und dramatische Schicksalsschläge notwendig, um uns aus der Bahn zu werfen und das Leben zu verändern. Manchmal reichen Kleinigkeiten aus, um uns zu zeigen, dass nichts, aber auch gar nichts selbstverständlich ist.
Wenn der Alltag plötzlich kein Alltag mehr ist
Das Wasser kommt aus der Leitung. Hahn auf und schon läuft‘s, in bester Qualität, beliebiger Menge und Temperatur. Das ist so selbstverständlich wie das Amen in der Kirche. Nicht so am Donnerstag in Heidelberg. Die erste Warnung geht um 9:42 Uhr ein. Die Apps Katwarn und Nina melden nahezu zeitgleich, dass aufgrund einer unbekannten Verunreinigung des Trinkwassers jegliche Verwendung (außer der Toilettenspülung) bis auf Weiteres untersagt ist. Es wird empfohlen, Wasservorräte anzulegen. Im Radio wird die Warnung von allen Sendeanstalten wiederholt. Am späteren Vormittag informiert die Feuerwehr mit Lautsprecherdurchsagen die Bevölkerung. Firmen warnen ihre Mitarbeiter, Schulen und Mensen geben kein Essen mehr aus, die Universitätskliniken sagen Operationen ab, Restaurants und Schwimmbäder schließen. Am frühen Nachmittag melden die ersten Supermärkte, Wasser ist ausverkauft. Duschen, Händewaschen, Kochen – nichts geht mehr – und niemand weiß, wie lange dieser Zustand bleibt.
Erst dann, wenn eine Selbstverständlichkeit plötzlich nicht mehr selbstverständlich ist, merken wir, wie positiv eine „eigentlich“ sehr simple Sache wie „Hahn auf, Wasser läuft“ ist. Und erst dann fällt uns auf, wie wichtig und wie wertvoll eine lebenswichtige Ressource und deren ständige Verfügbarkeit ist.
Setzt man sich ins Auto, geht man davon aus, dass es anspringt und einen selbstverständlich sicher dorthin bringt, wohin man möchte – natürlich zügig, schnell und ohne Stau. Fahren wir Bahn oder fliegen zu einem Meeting oder in den Urlaub, erwarten wir selbstverständlich Pünktlichkeit und Komfort.
Natürlich erwarten wir, dass unser Gehalt pünktlich auf dem Konto ist, der Vorgesetzte fair und verständnisvoll und die Kollegen kooperativ sind. Das Wasser und der Kaffee vom Chef kostenlos zur Verfügung gestellt wird und selbstverständlich bleiben wir zu Hause, wenn es irgendwo zwickt.
Ist die Schlange an der Kasse im Supermarkt zu lange, erwarten wir, dass selbstverständlich eine weitere Kasse öffnet, und ist ein Produkt mal nicht mehr im Regal, erwarten wir, dass es unverzüglich nachgefüllt wird.
Wie ist das mit Partnerschaft? Auch da geht man selbstverständlich davon aus, dass der Partner „wie immer“ jeden Abend nach Hause kommt, die Kinder versorgt, die Einkäufe erledigt, die Wäsche gewaschen, das Essen gekocht ist, samstags der Rasen gemäht, das Auto gewaschen und die Getränkekisten geschleppt sind? Selbstverständlich soll der Partner gut gelaunt sein und wenn einem nach Kuscheln ist, sollte der Partner das freilich auch wollen.
Es gibt unzählige Dinge, bei denen wir erwarten, dass sie sind, wie sie sind. Einfach deshalb, weil sie immer so waren.
Dass etwas nicht selbstverständlich ist, merkt man häufig erst dann, wenn es weg ist
Das ist auch nicht verkehrt und wir sind darauf angewiesen, dass Abläufe, Dinge und Menschen „funktionieren“. Wir können nicht ständig alles infrage stellen und permanent auf den unwahrscheinlichen Ausnahmefall vorbereitet sein. Aber wäre es nicht angebracht, ab und zu mal innezuhalten, in sich zu gehen und dankbar zu sein, für die unzähligen Dinge, die jeden Tag wie selbstverständlich funktionieren? Wäre es nicht angebracht, Menschen, die uns helfen, die Dinge für uns erledigen oder tun, dafür anzuerkennen und ihnen zu danken? Wäre es nicht angebracht, sich bewusst zu machen, wie wertvoll es ist, einen Menschen an seiner Seite zu haben, mit dem man gemeinsam durchs Leben geht?
Wie das Heidelberger Ereignis gezeigt hat, ist es nicht selbstverständlich, dass immer nutzbares Wasser zur Verfügung steht. Das wird einem allerdings erst dann richtig bewusst, wenn man nicht einfach den Wasserhahn aufdrehen kann. Auch mit allen anderen Punkten ist es keineswegs selbstverständlich, dass alles immer wie gewohnt abläuft. Nichts ist selbstverständlich. Etwas mehr Achtsamkeit und Dankbarkeit, nicht nur, aber auch in Partnerschaft und Familie, würde den meisten gut zu Gesicht stehen – damit man nicht erst dann merkt, was man am Partner hatte, wenn er oder sie nicht mehr da ist.
Die Heidelberger sind mit einem „blauen Auge“ davon gekommen. Kurz vor 16 Uhr haben die Behörden Entwarnung gegeben.
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