Detox für die Seele – warum weniger mehr ist
von Martin Göhler
Das Smartphone beherrscht unser Leben, unser Tun und unser Denken. Noch vor der ersten Tasse Kaffee, häufig sofort nach dem Aufwachen, werden die neuesten Whatsapps, Mails und andere Nachrichten gecheckt. Abends, vor dem Einschlafen, der gleiche Ablauf. Beim Essen, bei Treffen mit Freunden, im Auto, auf dem Fahrrad, im Bus und in der Bahn, im Büro und beim Sport, das Smartphone ist nicht nur dabei, sondern immer präsent. Sobald es piept, klickt, blinkt oder vibriert, zieht es unsere Aufmerksamkeit fast magisch an und fordert unsere Zuwendung. Ein Leben ohne Smartphone ist undenkbar.
Aus der Technik, die entwickelt wurde, um uns zu unterstützen, ist eine Technik geworden, die uns und den Alltag beherrscht. Nach dem Aufstehen kommt der Griff zum Handy noch vor (manchmal auch während) dem Gang zur Toilette, statt in Bus oder Bahn aus dem Fenster zu schauen, tauschen wir superwichtige Neuigkeiten mit unseren Freunden aus, statt abends auf dem Sofa abzuschalten, werden die Facebookfreunde über die Ereignisse des Tages informiert, Fotos bearbeitet und im Instagramprofil hochgeladen. Smartphones haben Suchtpotenzial, weltweit sollen rund 280 Millionen Menschen der Sucht verfallen sein und die Berliner Morgenpost überschrieb kürzlich einen Artikel mit „Generation Selfie: Selbstverliebt und handysüchtig“.
Aber nicht nur Jugendliche, sondern Menschen aller Altersgruppen sind gefährdet. Manager beantworten Mails im 24/7-Takt, in Restaurants sitzen Menschen am Tisch und „daddeln“ auf ihrem Smartphone und selbst Gespräche mit Freunden, dem Partner oder der Partnerin werden per Whatsapp geführt, statt miteinander zu sprechen.
Natürlich gibt es Situationen, in denen kurze Nachrichten oder Informationen sinnvoll sind und die modernen Techniken sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. „Allein die Dosis macht’s, dass ein Ding kein Gift sei“, hat Paracelsus 1538 gesagt und hatte dabei vermutlich nicht das Smartphone oder Social Media im Blick. Die übermäßige Handynutzung ist aus verschiedenen Gründen problematisch. Einer davon ist, dass wir nicht mehr abschalten, keine echten Pausen mehr machen, nicht mehr faulenzen. Unser Gehirn ist mit dem Dauerfeuer aus Informationen überfordert und kommt mit der Verarbeitung der Erlebnisse nicht mehr nach. Ärzte warnen, dass Konzentrationsmangel, Schlafstörungen, Burnout, Herzkreislauferkrankungen und das Schlaganfallrisiko dadurch (mit-)verursacht werden könnten. Gravierender dürfte allerdings der Einfluss von Smartphones & Co. auf unsere Lebensqualität sein. Wer ständig auf der Suche nach dem nächsten Shot für den nächsten Post ist, meint dauerinformiert sein zu müssen und die Welt über jeden seiner Schritte unterrichten zu müssen, läuft Gefahr, den Augenblick nicht mehr wahrzunehmen, das Schöne nicht mehr zu sehen, sich selbst zu überfordern.
„Die Seele braucht Pause“, sagt der Mediziner und Psychotherapeut Dr. Christian Peter Dogs, langjähriger Leiter der Panorama Fachklinik für psychosomatische Medizin in Scheidegg in einem sehenswerten Vortrag. Wie wäre es, sich den Luxus zu leisten, das Handy zeitweise auszuschalten und wegzulegen, den Zeitraum von 21 Uhr bis 8 Uhr zur smartphonefreien Zeit zu erklären? Sie werden staunen, wie erholsam es ist, wenn das Mobiphone weder klingelt, piept oder wackelt. Wenn Sie nicht gerade Papst, Präsident oder Bundeskanzlerin sind, wird die Welt es verkraften, wenn Sie zeitweise „out of order“ sind. Nutzen Sie die Zeit für ungestörte und intensive Gespräche mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin, mit Ihren Kindern, Freunden oder gehen Sie mit Ihrem Hund in den Wald und genießen Sie die Zeit für sich alleine. „Psychohygiene“ nennen das die Mediziner, vielleicht war sie noch nie so wichtig, wie heute.
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