Freiheit und Partnerschaft – passt das zusammen?

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Menschen streben danach frei zu sein und fragt man sie nach ihren Werten, ist der Wert Freiheit häufig weit vorne mit dabei. Auch bei der Partnervermittlung und im Coaching ist Freiheit meist ein Thema. Grundsätzliche Fragen sind dann, wie ist der Wert Freiheit mit Partnerschaft vereinbar, wird die Freiheit aufgegeben, wenn man eine verbindliche Partnerschaft eingeht oder wie viel Freiheit verträgt resp. Braucht eine Beziehung.

Etymologisch stammt das Wort „Wert“ aus dem Germanischen „werþa“ = „Wert, kostbar“; verwandt mit germanisch „werþan“ = „werden“ (entstehen); auf Althochdeutsch „werd“ (Quelle: DWDS). Über Werte wird viel geschrieben und gesprochen. Ob uns etwas gefällt oder missfällt, ob wir etwas gut finden oder nicht, wird vom individuellen Wertesystem beeinflusst, was jeder Mensch bewusst oder unbewusst gebildet hat. Das Wertesystem kann sich im Laufe des Lebens ändern, neue Werte kommen hinzu, andere fallen weg.

Werte sind innere Überzeugungen, die das Zusammenleben von Menschen und Gemeinschaften beeinflussen. Werte entwickeln sich aus historischen, kulturellen und sozialen Zusammenhängen, aber ebenso aus Erfahrungen, Wissen und persönlicher Weiterentwicklung. Werte haben die Funktion eines inneren Kompasses, sie geben Orientierung, beeinflussen das eigene Handeln und sind Maßstab für die Beurteilung des Handelns von Menschen, Organisationen, Kulturen und Gesellschaften.

Sich das persönliche Wertesystem bewusst zu machen, gibt Aufschluss darüber, warum man in bestimmten Situationen so und nicht anders denkt, handelt oder reagiert. Einzelne Werte können dabei in Konkurrenz zueinanderstehen und sich widersprechen. Persönliche Werte stehen in einer bestimmten Hierarchie. Das heißt, es gibt Werte, die eine höhere Bedeutung haben, als andere Werte. Die Reihenfolge ist dabei ebenso individuell, wie die Werte an und für sich, die Definition eines bestimmten Wertes kann von Mensch zu Mensch variieren.

Eine Umfrage der DA VINCI 3000 GmbH, in der die Teilnehmer aus über 120 verschiedenen Grundwerten die für sie wichtigen Werte auswählen können, kommt zu dem Ergebnis, das die meisten Menschen zwischen 12 und 20 Werte haben. Die Reihenfolge der Werte wird im Wertesystem festgelegt, die ersten drei bis sieben Werte werden als „die wichtigsten Werte“ bezeichnet.

In einer Partnerschaft ist es günstig, wenn die Partner ähnliche Werte haben und zumindest die wichtigsten Werte nicht in Konkurrenz zueinander stehen. Hat beispielsweise der Wert „Treue“ für einen der Partner einen sehr hohen Wert, der andere misst ihm jedoch nur eine untergeordnete bis keine Bedeutung bei, dürfte dies zu dauerhaften Auseinandersetzungen in der Partnerschaft führen.

Freiheit - ein wichtiger Wert

Liebe ist... seine Freiheit gerne ein wenig einzuschränken.

Freiheit ist ein weiterer Wert, der gerade in Bezug auf Partnerschaften häufig zu Diskussionen führt. Im Werteindex belegt Freiheit regelmäßig vorderste Plätze. Freiheit wird dabei nicht im Kontext von Versorgung durch den Staat (Freiheit von Not) und auch nicht im Kontext von Libertinage oder politischer Freiheit (Demokratie) verstanden, sondern im Sinn von persönlicher Handlungs- und Entscheidungsfreiheit. Nietzsche definiert Freiheit mit „in Ketten tanzen“.

Wenn es in Gesprächen mit Kunden bei der Partnervermittlung, im Coaching oder bei der Datingberatung um Werte oder Vorstellungen geht, wird Freiheit häufig als Wert mit hoher Priorität genannt. Die Frage ist dann, wovon man frei sein möchte oder wozu man die Freiheit nutzen will bzw. was genau mit Freiheit gemeint ist, wie die persönliche Definition von Freiheit aussieht. Eine funktionierende Beziehung kombiniert die Interessen von zwei Individuen. Da diese nur in den seltensten Fällen zu hundert Prozent gleichlaufen, heißt das auch, eigene Interessen zurückzustellen, sich auf den anderen einstellen, Rücksicht zu nehmen und Interessen des anderen zu teilen. Wer Single ist, organisiert sein Leben als Single, verplant seine Zeit entsprechend und ist in der Gestaltung frei von Vorstellungen eines Partners. Es muss kein „Slot“ freigehalten werden für gemeinsame Zeit, gemeinsame Unternehmungen oder für die „Organisation“ der Partnerschaft. Das ist völlig normal und auch pragmatisch.

Lernt man jedoch jemanden kennen, verliebt sich in ihn oder sie, ist die Vorstellung, man könne sein bisheriges Singleleben weiterleben, nur eben mit Partner, wenig funktional in Bezug auf eine verbindliche, glückliche Partnerschaft. Partnerschaft heißt dann auch, das künftige Leben gemeinsam zu planen, Zeit gemeinsam zu verbringen und auch auf vielleicht lieb gewonnene Gewohnheiten zu verzichten.

Wer dabei das Augenmerk überwiegend auf das richtet, worauf er verzichten soll oder muss, sollte seinen Standpunkt prüfen und sich fragen, ob er bereit ist, eine Partnerschaft einzugehen. Denn dem Verzicht auf der einen Seite stehen Gewinne auf der anderen Seite gegenüber: einen Partner an seiner Seite zu haben, gemeinsam durchs Leben zu gehen, zu lieben, Zeit zu teilen, sich auseinanderzusetzen, zu streiten, sich zu versöhnen, kurz: sein Leben mit einem anderen Menschen zu teilen.

Insofern bedeutet eine Partnerschaft einzugehen, einen Teil seines bisherigen individuellen Lebens aufzugeben und in Zukunft ein gemeinsames Leben mit dem Partner zu führen. Es bedeutet nicht, sich einzuigeln, nichts mehr mit dem besten Kumpel oder der besten Freundin zu unternehmen, ausschließlich die Zeit gemeinsam zu verbringen. Es bedeutet aber, einen Weg zu finden, der für beide passt und bei dem beide zufrieden sind. Und wer „richtig“ liebt, wird den Verzicht nicht als solchen empfinden oder gerne auf das eine oder das andere verzichten, weil er im Gegenzug viel mehr, anderes und Neues dafür erhält. Partnerschaft bedeutet in diesem Kontext, auf einen Teil seiner Freiheit zu verzichten – und zwar gerne.

Zum Glück Ihr Partner.

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