Lüge und Liebe
von Martin Göhler
Baron von Münchhausen tat es, Pinocchio tat es, Politiker tun es, Unternehmer tun es, Mitarbeiter tun es, Dein Partner tut es und Du tust es auch: Lügen. Fake News, die Wiedergabe von falschen, unvollständigen oder verdrehten Fakten, Verschwörungstheorien – die Bezeichnungen sind unterschiedlich, gemeint ist immer das Gleiche: Man möchte sich einen Vorteil verschaffen und meint, das (nur) mit einer Lüge erreichen zu können. Wird die Lüge als solche entlarvt, ist das Vertrauen weg; in einer Partnerschaft kann das fatale Folgen haben.
Inhalt
1. Ehrlichkeit ist eine Tugend
2. Lügen, flunkern, schwindeln
3. Die objektive Wahrheit gibt es nicht
4. Lügen bedeutet Vertrauensverlust
Ehrlichkeit ist eine Tugend
Diese Aussage würden die meisten unterschreiben. „Ehrlich währt am längsten“ oder „Ein ehrlicher Mensch ist ein guter Mensch“ sagt der Volksmund. Eine repräsentative Studie von Hamburger Marktforschern kommt zu dem Ergebnis, dass 58 Prozent der Deutschen täglich lügen. Auf die Frage, „Zu welchem Menschen in Ihrem Umfeld waren Sie gestern unehrlich, selbst wenn es zum Guten war?“, antworten über ein Drittel der Befragten (34,2 Prozent), dass dies der Partner war.
Laut Statista ist für knapp 90 Prozent der Befragten einer Studie Treue in einer Beziehung wichtig oder sehr wichtig. Allerdings geben nur 66 Prozent an, immer auch treu (gewesen) zu sein. Wer bei Online-Partnervermittlungen auf der Suche nach dem oder der Richtigen ist, kennt die Diskrepanz zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung bezüglich der Profilbeschreibungen nur zu gut.
Von dem US-amerikanischen Psychologen John Frazier soll die Behauptung stammen, jeder von uns würde täglich etwa 200-mal lügen, eine schier unvorstellbare Zahl, auf die man immer wieder stößt, jedoch keine verlässliche Quelle findet. Andere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass es im Durchschnitt zwei bis drei Lügen sind, die wir täglich von uns geben. Die genaue Zahl ist auch weniger wichtig, als die Tatsache, dass wir alle es tun.
Wie viel Wahrheit vertragen wir und sind vielleicht ein paar Lügen notwendig, um unsere Partnerschaft aufrecht zu erhalten und mit Familie, Freunden, Bekannten, Nachbarn, Kollegen und Mitarbeitern friedlich zusammenzuleben?
„Lügen dienen dazu, einen Vorteil zu erlangen, zum Beispiel um einen Fehler oder eine verbotene Handlung zu verdecken und so Kritik oder Strafe zu entgehen. Gelogen wird aus Höflichkeit, aus Scham, aus Angst, Furcht, Unsicherheit oder Not („Notlüge“), um die Pläne des Gegenübers zu vereiteln, oder zum Schutz der eigenen Person, anderer Personen oder Interessen (z. B. Privatsphäre, Intimsphäre, wirtschaftliche Interessen), zwanghaft, pathologisch, als Ausrede oder zum Spaß.“, ist bei Wikipedia zu lesen.
Lügen, flunkern, schwindeln
Grundsätzlich ist eine Lüge all das, was nicht die Wahrheit ist – vorausgesetzt, dass es DIE Wahrheit überhaupt gibt. Es gibt jedoch Unterschiede. Die harte Bewertung „Lüge“ liegt vor, wenn eine ernsthafte und bewusste falsche Darstellung von Sachverhalten behauptet wird. Die abgemilderte Form davon in Zusammenhang mit einem Scherz oder einem Spaß, bei emotionaler Überforderung, Beschönigung, Schweigen oder zu Gunsten der Harmonie von zwischenmenschlichen Beziehungen wird umgangssprachlich als Flunkerei oder schwindeln bezeichnet.
Oder ist die unterschiedliche Bewertung von allem, was nicht der Wahrheit entspricht, der Versuch, sich etwas schönzureden? „Ist doch nicht schlimm“, „Ich habe es doch nur gut gemeint“ oder „Stell dich doch nicht an“ sind dann Reaktionen, wenn man beim Lügen erwischt worden ist.
Die objektive Wahrheit gibt es nicht
Wahr ist das, was wir wahrnehmen. Da unsere Wahrnehmung von unseren Sinnesorganen abhängig ist, also von dem was wir sehen, hören, riechen, schmecken oder fühlen, ist sie immer subjektiv. Unser Gehirn konstruiert aus den Wahrnehmungen unsere Wirklichkeit. Die Philosophie des Konstruktivismus bestreitet zwar nicht, dass es eine Wirklichkeit gibt. Sie bestreitet jedoch, dass wir sie wahrnehmen können. Für jeden Menschen ist das wahr, was er wahrnimmt. Damit ist Wahrheit auch immer subjektiv.
Aber selbst, wenn es die objektive Wahrheit nicht gibt, kennen wir den Unterschied zwischen Lüge und (wahrgenommener) Wahrheit. Und wir bewerten Lügen unterschiedlich. Wie häufig antworten wir auf die Frage „Wie gehts?“ nicht wahrheitsgemäß, weil wir keine Lust haben, näher darauf einzugehen, oder der Meinung sind, das gehe den anderen nichts an? Ebenso resultiert die Freude über ein Geschenk, was uns überhaupt nicht gefällt, der Sorge, den anderen zu verletzen oder künftig nichts mehr zu bekommen. Folglich ist all das unwahr, was nicht der wahrgenommenen Wahrheit entspricht. Dabei ist zu berücksichtigen, dass jeder eine eigene Wahrnehmung hat.
Lügen bedeuten Vertrauensverlust
Aber auch, wenn die Unterscheidung zwischen Lüge und Wahrheit subjektiv ist, mag die Trennung nicht ganz scharf sein. Trotzdem kennen wir den Unterschied intuitiv und setzen das eine, wie das andere gezielt ein.
Wer den Partner bewusst belügt, fügt der Partnerschaft Schaden zu. Andererseits garantiert die nackte Wahrheit nicht unbedingt eine harmonische Beziehung. Lügen zerstören Vertrauen und belasten eine Partnerschaft – manche zerbrechen daran, denn Vertrauen ist ein wesentlicher Pfeiler in jeder Beziehung.
Integrität ist das Zauberwort, welches in einer Beziehung Wunder bewirken kann – privat und beruflich. Integres Verhalten ist vertrauensfördernd. Wer sagt, was er tut und tut, was er sagt ist verlässlich. Man kann auf sein oder ihr Wort zählen und bauen.
Handelst Du integer? Welche Erfahrungen hast Du mit Integrität gemacht? Hast Du eher integre Menschen in Deinem Umfeld? Wie reagierst Du auf Menschen, die ihr Wort nicht halten? Und wie reagierst Du, wenn Du Dein Wort nicht hältst oder gehalten hast?
LIEBLINGSPARTNER – glücklich zu zweit.
Über den Autor...
Martin Göhler ist Single- und Paarcoach. Mit Unternehmen arbeitet er als Beziehungscoach und unterstützt die Optimierung der Zusammenarbeit von Teams und Mitarbeitern. Weitere Informationen unter www.mg-coaching.de.
Expertisen sammelte er in über 25 Jahren in leitender Funktion in mehreren Wirtschaftsunternehmen sowie in vielen Business- und Lifecoachings. Mehr als 30 Jahre glückliche Partnerschaft und drei erwachsene Kinder bereichern sein Leben und prägen ihn. In den letzten Jahren hat er in verschiedenen Medien zahlreiche Beiträge rund um das Thema Partnerschaft und Beziehung veröffentlicht.
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