Retter in der (Beziehungs-)Not
von Martin Göhler

Über 20 Millionen Paare gibt es in Deutschland. Die Quote der Paare, die zufrieden, glücklich und erfüllt miteinander leben, ist klein. Dabei wirkt eine positive, funktionierende Beziehung wie ein Turbo, macht das Leben lebenswert, Kinder und Familien glücklich, stärkt die Vitalität, motiviert im Job und in der Freizeit, man gewinnt Sympathiepunkte.
Wie aber sieht der Beziehungsalltag in vielen Partnerschaften aus? Schweigen, Streit, wenig Sexualität, Konflikte werden nicht gelöst, sondern unter den Teppich gekehrt. Dort sieht man sie dann zwar nicht mehr, aber sie müffeln dort vor sich hin – und irgendwann stinkt‘s gewaltig.
Partnerschaft und Beziehung stehen bei Befragungen immer oben auf der Liste der Dinge, die im Leben wichtig sind. Aber weder in der Schule, in der Ausbildung noch im Studium lernt man, was für eine glückliche Beziehung notwendig ist oder wie Partnerschaft funktioniert. Es ist jedem selbst überlassen, Erfahrungen zu machen, auszuprobieren und in persönlichen Feldstudien herauszufinden, was passt und was nicht passt. Im Selbststudium, in Seminaren, in der Literatur und im Internet finden sich zahllose Möglichkeiten (Google listet auf die Keywords „glückliche Partnerschaft“ über fünf Millionen Ergebnisse), Partnerschaft zu lernen. Der beste Freund oder die beste Freundin geben Tipps und Ratschläge zur neuesten Bekanntschaft oder zu Verhaltensweisen des Partners.
Das alles ist besser, als sich mit einem so weitreichenden Thema nicht oder nur am Rande zu befassen. Fraglich ist, ob das der Sache dient und gerecht wird. Vielfach werden die Probleme in der Beziehung lange ignoriert. Das folgt dann dem Motto, was man nicht sieht, ist auch nicht da. Dem ist aber nicht so. Probleme zu ignorieren führt meist nicht dazu, dass sie verschwinden. Im Gegenteil. Sie wachsen und sind irgendwann so groß, dass eine Lösung unmöglich ist. Die Beziehung scheitert, ist am Ende, die Partner sind unglücklich oder unzufrieden, Trennung ist die Folge.
Meist erst, wenn es zu spät ist, erinnert man sich an die ersten Störgeräusche, die das Ende der ersten Verliebtheitsphase einläuteten. Der Partner wird vom Sockel geholt, auf den man ihn nach dem ersten Kennenlernen gestellt hat. „The one and only“ wird zum Weichei, Macho, Püppchen oder Meckerziege. Diese ersten Anzeichen, dass sich etwas in der Beziehung verändert hat, zu erkennen erfordert Wachheit, Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, Dinge, die einem nicht gefallen, anzusprechen, zu kommunizieren und selbst zu Veränderungen bereit zu sein.
Der Partner wird als Ursache der Probleme ausgemacht. Ein Trugschluss, denn der Partner löst durch Aussagen oder Verhalten lediglich Reaktionen aus, die auf früher gebildeten Beziehungsmustern in ähnlich wahrgenommenen Situationen basieren.
Je früher ein Problem erkannt und kommuniziert wird, desto einfacher fällt es eine Lösung zu finden. Die Art und Weise, wie etwas kommuniziert wird, ist für eine erfolgreiche Lösung entscheidend. Angriffe und Vorwürfe gehören nicht zum Repertoire sinnvoller Lösungsstrategien, eigene Gefühle und Ich-Botschaften schon eher. Aber das findet man in fast jedem Beziehungsratgeber auch. Trotzdem gibt es viele unglückliche Beziehungen. Das könnte dann daran liegen, dass solche Tipps lediglich Symptome oberflächlich beseitigen, nicht aber die Ursachen. Genau darauf aber kommt es an.
Wer in Beziehungen immer wieder an ähnliche Grenzen stößt, wenn Konflikte die Partnerschaft „aufzufressen“ drohen, Fremdgehen ein Thema in der Partnerschaft ist, Sexualität so selten ist, wie Weihnachten, wer bei der Partnersuche häufig an die falschen Typen gerät, muss die Ursachen finden und auflösen, was im Idealfall zu neuen Sichtweisen und Standpunkten führt und in der Folge zu einem Wandel der Beziehungsmuster und einer glücklichen Partnerschaft.
Wem die Ursachenforschung auf eigene Faust zu langwierig oder zu wenig erfolgversprechend ist, kann die Unterstützung von Beziehungsprofis, Single- und Paarcoaches in Anspruch nehmen. Auf hoher See käme keiner auf die Idee, die Seenotretter erst dann zu rufen, wenn das Schiff gesunken ist. Je früher man sich bei „Beziehungslecks“, „Partnerschaftsschieflagen“, „Partnersuchflauten“ oder „Singlemaschinenschäden“ Hilfe holt, desto besser sind die Erfolgsaussichten für eine glückliche, erfüllte Beziehung. Aktiv zu werden lohnt sich – eine Beziehung ist es wert!
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