Wenn die offene Zahnpastatube stört …

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Zahnpastatuben und Partnerschaft

Die offene Zahnpastatube, Socken auf der Couch, das nasse Handtuch auf dem Badezimmerboden – häufig sind es Kleinigkeiten, die in Beziehungen zu Streit führen. Ist es nur pure Vergesslichkeit oder steckt etwas anderes dahinter? Bei der Partnervermittlung hören wir im Single- und Paarcoaching häufig erstaunliche Geschichten, die Partner in den Wahnsinn treiben können, Anlass zu Streit sind und irgendwann das Ende der Beziehung bedeuten können.

Es sind häufig Kleinigkeiten, die in Beziehungen zu Auseinandersetzungen führen. Schuhe, die dort stehen bleiben, wo man sie ausgezogen hat, Wäsche, die im Badezimmer liegen bleibt, offen gelassene Schranktüren, hochgeklappte Klodeckel, nicht an den Tisch zurückgestellte Stühle oder aber auch unzureichende Körperhygiene, zu kurze Röcke, flirten mit einem oder einer anderen, oder, oder, oder. Die Liste ließe sich beliebig verlängern.

Bestimmte Eigenschaften eines Partners fallen einem schon früh auf. Allerdings stört man sich anfangs nicht daran, findet sie vielleicht sogar sexy. Erst im weiteren Verlauf der Beziehung, nachdem sich die rosaroten Wolken verzogen haben, fangen sie an, einen zu stören. Vermeintlich freundlich gemeinte Hinweise nutzen nichts, Ignoranz funktioniert nur begrenzt und irgendwann kommt es zum ersten Streit.

Jeder hat eine eigene Art und Weise, wie er sein Leben führt. Man macht es eben so, wie es einem gefällt. Das funktioniert so lange, bis zwei unterschiedliche Lebensweisen kombiniert werden müssen. Man zieht zusammen, heiratet, vielleicht kommen auch Kinder dazu. Die Auseinandersetzungen nehmen zu, es kommt häufiger zu Streit oder er wird heftiger. Aussagen wie „Nie räumst Du Deinen Krempel weg“ werden beantwortet mit „Du hast ja einen Ordnungsfimmel“. Einen anderen kann man bekanntlich nicht ändern. Fraglich ist, warum der andere nicht bereit ist, sich von sich aus zu ändern. Mit gleicher Berechtigung kann man fragen, warum man sich nicht einfach selbst ändert. Schließlich fangen die wenigsten Zahnpastatuben nachts an zu schreien, wenn sie ohne Deckel auf dem Waschbecken liegen.

Ungelöste Probleme belasten die Beziehung

Fehlt die Kommunikation, kann das die Beziehung stören

Werden die Probleme nicht gelöst, beeinträchtigen sie nicht nur die Beziehung, sondern sie können zu einer ernsthaften Gefährdung werden bis hin zu ihrem Ende. Dabei geht es meistens nicht um die Kleinigkeiten wie Zahnpastatube oder Klodeckel. Vielmehr hat die Beziehung, möglicherweise unbemerkt von den Partnern, irgendwann zwischen erster Verliebtheitsphase und dem Übergang in die Kennenlernphase einen Knacks bekommen. Dies kann eine kleine Bemerkung sein, eine bestimmte Verhaltensweise oder eine Geste. Man beginnt, den Partner oder die Partnerin kritischer zu sehen, denkt sich seinen Teil – und sagt nichts. Das Bild des Partners verändert sich. Zu dem ersten „Minuspunkt“ kommen merklich oder unmerklich weitere hinzu. Der coole Typ oder die klasse Frau, die man kennengelernt hat, mutiert langsam aber sicher zum Macho oder zur Zicke. Irgendwann ist der Punkt gekommen, an dem das verschwitze Shirt in der Sporttasche das Fass im buchstäblichen Sinn zum Überlaufen bringt, das berühmte Tüpfelchen auf dem i – und die Bombe explodiert. Plötzlich wird die komplette Beziehung infrage gestellt. Absolute Aussagen wie „immer machst du das …“ oder „nie bist du pünktlich …“ werden dem anderen um die Ohren gehauen. Der versteht die Welt plötzlich nicht mehr, denn das nasse Handtuch lag auch in den letzten Monaten regelmäßig auf dem Boden und hat vermeintlich nicht gestört.

Tatsächlich hat das Shirt auch viel weniger mit der Situation zu tun, als auf den ersten Blick erkennbar. Entscheidend war der erste, nicht angesprochene Knacks. Dieser war der Startpunkt zu einem Wechselspiel zwischen den Partnern. Ein Spiel, bei dem beide am Ende verlieren.

Im Single- und im Paar-Coaching geht es darum, genau dieses Muster aufzudecken und den Partnern zu verdeutlichen, welche Konsequenzen es hat, wenn sie diese Spielchen weiterspielen oder in einer neuen Beziehung von Neuem beginnen zu spielen. Häufige Ursache dieser ersten und weiterer Beziehungsstörung ist die Tatsache, dass der eine vom anderen nicht bekommt, was er will und das dem anderen durch Vorenthaltung einer anderen Sache dann in gleicher Münze zurückgezahlt wird. Beispielsweise hat er am Samstag mit den Kumpels nach dem Fußballspiel ausgiebig gefeiert und dabei die Verabredung zum Abendessen mit ihr völlig vergessen. Sie war daraufhin beleidigt und hatte plötzlich Kopfschmerzen, als er am Sonntag zärtlich werden wollte. Sie meinen, das sei ein Klischee? Vielleicht haben Sie Recht, aber auf diese oder eine andere Art und Weise spielt es sich tagtäglich tausendfach in Beziehungen ab. Die Folge: Beide bekommen nicht, was sie wollen, zeigen eine entsprechende Reaktion und das Verliererspiel nimmt seinen Lauf.

Bedingungslose Liebe?

Bedingungen in der Liebe

Liebe ist bedingungslos – dies ist eine häufig vertretene Meinung. Richtig ist, dass man sich die Liebe eines anderen nicht durch Wohlverhalten „verdienen“ kann. Eine Beziehung ist jedoch immer mit Bedingungen, Wünschen und Forderungen an den anderen verbunden. Die Krux: Diese werden häufig nicht genannt, der andere kennt sie nicht und kann daher überhaupt nicht darüber nachdenken, ob er sie erfüllen möchte oder eben nicht. „Wenn er mich lieben würde, würde sie/er das wissen“ ist eine verbreitete Meinung. Die Frage ist: Warum es dem anderen nicht sagen und ihm damit die Chance geben, es richtig zu machen?

Fehlende und zurückgehaltene Kommunikation ist häufig die Ursache vieler Beziehungs- und Partnerschaftsprobleme. Das stellen wir bei der Partnervermittlung und im Coaching immer wieder fest. Wer nach einer Trennung in der neuen Partnerschaft erneut dieses Muster an den Tag legt, läuft Gefahr, wieder in dieselbe Falle zu tappen.

Eine glückliche Partnerschaft ergibt sich nicht von selbst. Wer sich eine neue Pflanze kauft, diese in die Ecke stellt, ihr weder Licht noch Wasser gibt, darf sich nicht wundern, wenn die Pflanze nach einer Weile verkümmert. Ebenso verhält es sich mit Beziehungen und Partnerschaften. Sie können ihre Pflanze alleine pflegen. Wenn man den „Wald vor lauter Bäumen“ nicht sieht, können mit Unterstützung eines Coachs kurzfristig neue Impulse gesetzt werden. Ähnlich wie ein Masseur verhärtete Muskeln wieder aktiviert, kann Sie ein Coach auf ihrem Weg in eine glückliche Beziehung begleiten. Für was auch immer Sie sich entscheiden, wichtig ist, dass Sie aktiv werden und nicht darauf warten, dass sich etwas ändert. „Es“ ändert sich nie etwas, es sei denn, Sie geben den Anstoß dazu. Wagen Sie den ersten Schritt – es lohnt sich. Für Ihre neue oder Ihre alte Beziehung.

Die Chancen stehen gut, dass anschließend die Zahnpastatube geschlossen wird, von wem auch immer.

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