Zeitmangel und Ungeduld – Geisseln der Gegenwart?

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Zeitmangel und Ungeduld

Klagen über Zeitmangel sind fast ständig zu hören. Manche Menschen scheinen Zeitmangel gleichzusetzen mit einer hohen Leistungsfähigkeit oder besonderen Wichtigkeit. Tim Bendzko‘s „Muss nur noch kurz die Welt retten“ beschreibt das Phänomen.

Fragt man Menschen nach ihren Schwächen, nimmt Ungeduld meistens einen der vorderen Plätze ein. Auch bei Bewerbungsgesprächen ist Ungeduld eine beliebte Nennung, wenn der Kandidat nach seinen Schwächen gefragt wird. Ebenso ist Ungeduld bei der Partnersuche und in Partnerschaft ein häufiges Phänomen. Was genau ist Ungeduld, was sind die Ursachen und ist Ungeduld tatsächlich eine Eigenschaft, die uns weiterbringt oder mit der wir gar kokettieren sollten? Oder ist das Gegenteil richtig und ist Geduld vielleicht eine Tugend, die letztlich zum Erfolg führt?

Heute bestellt und morgen geliefert – aber spätestens

Heute bestellt und morgen geliefert. Amazon ist ein Unternehmen, welches ungeduldigen Menschen entgegen kommt, da es fast einen just-in-time Lieferservice bietet. Wartezeiten von mehreren Tagen oder gar Wochen, wie es früher gang und gäbe war, sind damit vorbei. Und als wäre das noch nicht ausreichend: Amazon testet „Heute-bestellt-heute-geliefert“-Lösungen. Unternehmen, die diesen Trend nicht rechtzeitig erkannt haben, werden künftig das Nachsehen haben. Apotheken, Buchhändler und andere ziehen nach. Die aktuelle Technik neigt ebenfalls dazu, die Ungeduld zu fördern. Antworten auf Mails werden innerhalb von Minuten erwartet und wer eine WhatsApp versendet, schaut Sekunden nach dem Betätigen des Sende-Buttons nach, ob die Nachricht schon mit zwei blauen Häkchen gekennzeichnet ist und erwartet dann eine unmittelbare Antwort seines WhatsApp-Partners. Nach wenigen Minuten Wartezeit an der Supermarktkasse fangen viele an, der Kassiererin vorwurfsvolle Blicke zuzuwerfen, weil wir erwarten, dass sie die Situation erkennt und ein „Bitte weitere Kasse besetzen“ ins Mikrofon ruft. Auf der Autobahn kann Ungeduld zu lebensgefährlichen Situationen führen, wenn der Vorausfahrende bei 230 km/h nicht blitzartig auf die rechte Spur wechselt, obwohl er die eigene Ungeduld aufgrund weniger Meter Abstand und Dauerlichthupe doch im Genick spüren müsste. „Wie kann es dieser Vollpfosten nur wagen, mich aufzuhalten“ – oder Ähnliches geht einem durch den Kopf. Im Restaurant müssen wir erst auf die Kellnerin warten, anschließend auf unser Essen und danach darauf, dass wir endlich bezahlen „dürfen“.

Der Terminplan ist voll, wir haben noch viel zu erledigen, da können wir Bremser nicht brauchen. Fragt man Menschen danach, ob sie einen Mangel in ihrem Leben kennen, verneinen die meisten. Fragt man jedoch gezielt nach Zeitmangel, nicken nahezu alle heftig. Zeitmangel scheint schick zu sein. Der Zusammenhang ist offensichtlich, wir meinen, zu wenig Zeit zu haben, daher meinen wir, dass die Dinge gefälligst schneller zu gehen hätten. Die Krux: Die Dinge interessiert das herzlich wenig.

Zeitmangel ist ein häufig genannter Grund, womit die eigene Ungeduld entschuldigt wird. Zeitmangel im Beruf und Zeitmangel in der Partnerschaft. Komischerweise scheint dies beim anschließenden Telefonat mit der Freundin, ausgiebigen Facebook-Sessions und stundenlangem Fernsehen keine Rolle mehr zu spielen.

Allerdings haben Zeitmangel und Ungeduld unterschiedliche Ursachen. Zeitmangel entsteht, wenn man für zu viele Vorhaben zu wenig Zeit einplant bzw. in der zur Verfügung stehenden Zeit zu viel meint erledigen zu müssen. Zeitmanagement bezeichnet alle Maßnahmen, um die zur Verfügung stehende Zeit möglichst produktiv zu nutzen. Die Devise dabei: schneller, höher, weiter, mehr. Das Problem ist dabei allerdings nicht die Zeit, sondern die Dinge, die man beabsichtigt, in der zur Verfügung stehenden Zeit zu erledigen bzw. meint, erledigen zu müssen. Techniken zum Zeitmanagement sollen helfen, Dinge effizienter zu erledigen. Eine andere, möglicherweise effektivere (und vermutlich auch gesündere) Möglichkeit wäre, sich anzusehen, ob es sinnvoll ist, immer alle Dinge zu erledigen oder ob alle Dinge, die man meint, erledigen zu müssen, sinnvoll sind. Das nach seinem Erfinder, dem italienischen Ingenieur, Ökonom und Soziologen Vilfredo Federico Pareto, benannte Pareto-Prinzip besagt, dass 80 Prozent der Ergebnisse mit 20 Prozent des Gesamtaufwandes erreicht werden. Daher wird dieses Prinzip auch 80/20-Regel genannt. Im Umkehrschluss heißt es dann, dass für 20 Prozent der Ergebnisse 80 Prozent Arbeit aufgewendet werden muss. Patentrezepte gibt es bekanntlich keine und das Pareto-Prinzip ist auch kein universelles Gesetz. Allerdings könnte derjenige, der ständig über Zeitmangel klagt überprüfen, ob doch etwas dran ist, und er mit 20 Prozent seiner Zeitressourcen nicht 80 Prozent des Erfolgs erzielt. Andererseits kann mittels des Pareto-Prinzips der eigene Anspruch an Perfektion auf den Prüfstand gestellt werden und man kann sich die Frage stellen, ob die letzten 20 Prozent Ergebnis einen Zeitaufwand von 80 Prozent rechtfertigen.

 

Ungeduld – eine Tugend …?

Anders verhält es sich mit Ungeduld. Die Psychologen sind sich uneinig, ob Ungeduld in den Genen liegt oder aber von der Umwelt beeinflusst ist. Der Marshmallow-Test des österreichisch-amerikanischen Psychologen Walter Mischel an der Standford-Universität ist legendär.

In der heutigen Zeit könnte man allerdings zu der Ansicht gelangen, Ungeduld sei fast eine Tugend. In Bewerbungsgesprächen wird bei der Frage nach Schwächen vom Bewerber gerne Ungeduld genannt. Damit soll persönliches Engagement, der Wille voranzukommen und hohe Leistungsbereitschaft dokumentiert werden. Personaler können ein Lied davon singen und nur müde lächeln. Der Philosoph Dr. Christian Weilmeier formuliert es anders: Er beschreibt Ungeduld als eine Tugend, allerdings eine Tugend der Verlierer. Weiter führt Weilmeier aus: „Wer wirklich etwas erreichen und schaffen will, wer in irgendeinem Fach eine Meisterschaft erringen will, der braucht Geduld. Der Ungeduldige erreicht nichts, weil er dem Lernen und der Arbeit keine Zeit gibt. Der Ungeduldige lässt dem eigenen Erfolg keine Zeit. Nur wer Geduld hat und dem Prozess vertraut, der ist langfristig und nachhaltig erfolgreich.“

Ich bekomme nicht, was ich will

Ungeduld als Reaktion auf Angst

Andere sehen Ungeduld als eine Angst-Reaktion. Die Angst, etwas nicht zu erreichen oder nicht zu bekommen, obwohl man der Meinung ist, es unbedingt zu brauchen oder aber es einem zusteht. Mit Ungeduld meint man dann nicht nur das Ergebnis kontrollieren zu können, sondern auch die Art und Weise, wie man es zu erreichen meint. Die Ungeduld hat dann meistens auch noch zusätzlich Ärger oder Enttäuschung zur Folge, was dann wiederum die Ungeduld befeuert, ein Teufelskreis. Ungeduld ist demnach ein Zeichen von Unsicherheit in Bezug auf das Ergebnis; man ist unsicher, das Ergebnis überhaupt zu erreichen.

Ein bekanntes afrikanisches Sprichwort besagt, dass das Gras nicht schneller wächst, wenn man daran zieht. Oder anders ausgedrückt, egal wie ungeduldig man ist, auf das Ergebnis hat das letztlich keinen Einfluss. Es sei denn, man würde – um bei dem Sprichwort zu bleiben – es doch probieren und täglich doch am Gras ziehen und die jungen Hälmchen Stück für Stück ausreißen. Damit würde die Ungeduld dann sogar das gewünschte Ergebnis verhindern.

Geduld bei der Partnersuche >>> Erfolg bei der Partnersuche

Ganz ähnliche Erfahrungen macht man bei der Partnervermittlung. Einerseits haben manche Kunden den Wunsch und die Erwartung, dass es schneller gehen sollte, andere Kunden sind nach einem Matching ungeduldig, wenn sich der andere Part nicht sofort meldet. Auch wenn die Ansprüche verständlich sind, ist eine Partnervermittlung kein Versandhaus, bei dem man einen passenden Partner „bestellen“ kann, der dann innerhalb weniger Tage „geliefert“ wird.

Für ein Matching müssen grundsätzliche Wünsche und Bedingungen passen – und zwar beiderseits. Dies gilt unabhängig von der Anzahl der Kunden. Würde eine erfolgreiche Vermittlung nur von der Poolgröße der Teilnehmer abhängen, müssten die großen Online-Börsen mit mehreren Millionen Mitgliedern zu nahezu 100 Prozent erfolgreich sein. Dass dies nicht der Fall ist, berichten uns regelmäßig Kunden. Und schaut man sich die Werbeaussage einer bekannten Online-Partnervermittlung an, nach der sich alle 11 Minuten ein Single verlieben soll, bedeutet das bei rund einer Million deutscher Mitglieder eine mittlere Wartezeit von über neun Jahren.

Wir empfehlen Kunden, die eigenen Ansprüche an einen Partner sowie die eigene Bereitschaft, auch persönliche Veränderungen für eine neue Partnerschaft zu initiieren und zu akzeptieren, zu prüfen und zu hinterfragen. Die persönlichen Veränderungen können sowohl äußere Faktoren als auch innere Einstellungen, Meinungen etc. umfassen. Wir stoßen Veränderungsprozesse durch ein spezielles Coaching-Angebot an.

Wer bei Abweichungen von seinen Standards entweder ein Kennenlernen sofort ablehnt, oder aber nach den ersten Kontakten wieder beendet, nimmt sich damit selbst die Chance, den anderen überhaupt erst einmal richtig kennenzulernen. Kaum ein Mensch kann innerhalb weniger Minuten oder auch nach dem ersten Treffen mit Bestimmtheit sagen, ob der andere „the one and only“ ist. Die „Liebe auf den ersten Blick“ ist leider meistens ein romantischer Mythos. Auch hier ist Ungeduld respektive Unsicherheit, kontraproduktiv und führt häufig zu voreiligen Entscheidungen.

Aus diesem Grund empfehlen wir, weder im Vorfeld den anderen zu googeln, noch zu früh Fotos auszutauschen. Auch dies kann zu vorschnellen Entscheidungen führen. Trotzdem ist es immer gut, die Internet-Profile bei Facebook, WhatsApp, Linkedin und Xing sowie die darin enthaltenen Fotos zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen. Die Aufnahme und die Auswahl geeigneter Fotos ist ein Baustein bei der Datingberatung.

LIEBLINGSPARTNER Partnervermittlung: sympathisch anders

LIEBLINGSPARTNER: sympathisch anders

LIEBLINGSPARTNER Partnervermittlung, Coaching und Datingberatung hat auch in diesem Punkt eine etwas andere Arbeitsauffassung und Philosophie. Zu einem Matching kommt es nur dann, wenn wir überzeugt sind, dass es passen könnte. Eine Auskunft darüber, wie lange die Vermittlung dauern wird, kann eine Agentur im Voraus nicht geben, zumindest dann nicht, wenn sie seriös arbeitet.

Ungeduld und Partnersuche passen nicht zusammen, möglicherweise verhindert Ungeduld sogar einen erfolgreichen Verlauf der Partnersuche. Beim Finden eines Partners, mit dem man den Rest seines Lebens verbringen möchte, eine verbindliche und erfüllte Partnerschaft eingehen will, vielleicht sogar eine Familie gründen möchte, hat derjenige eine größere Chance sein Ziel zu erreichen, der ausreichend zeitliche Ressourcen für dieses Projekt einplant und seine Ungeduld mit der inneren Überzeugung einbremst, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis man den Richtigen oder die Richtige treffen wird.

Rufen Sie uns an, wir beraten Sie gerne, offen und fair.

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